Die alte «Indienne»-Textilfärberei, Baujahr 1799, nach 1846 umgebaut zum Wohnhaus Ch. u. H. Verdan-Schaffter, steht im Park des Museums Neuhaus in Biel. Es ist im Jahr 2016 aus dem Besitz des Museums verkauft und nun um 2017-2019 zu einem Wohn- Atelierhaus umgebaut worden.

Dabei wurden Interventionen aus dem 19. Jahrhundert sowie aus den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts zurückgebaut und z.T. überraschend originale, historisch wertvolle Bauteile frei gelegt, wie etwa ein Natursteinboden aus grossen Jurakalk-Platten und eine weitgehend intakte «Kappendecke». Um diese grosszügigen, konstituierenden Strukturen der ehemaligen Indienne-Manufaktur möglichst frei halten zu können, wurden die heutzutage installationslastigen, «dienenden» Räume (Sanitärräume, Technik / Werkstatt, Waschraum) in einem zurückhaltend kontrastierenden, kontemporären Anbau realisiert. Als abstraktes Volumen, dessen Aussenhaut als homogener Holzfilter Lichteinfall und «Privacy» zugleich gewährt, ordnet sich diese Erweiterung ikonographisch klar dem historischen Haus mit seinen repräsentativen Räumen unter und hat trotzdem eine preziöse Wirkung; die kontrolliert verkohlte Oberfläche seines massiven Holzfilters absorbiert oder reflektiert jedes Tageslicht in anderen, schillernden Nuancen (nebst dem exzellenten natürlichen Schutz vor Schädlingen und Pilzen), und dieser «Filter» klappt sich nach Bedarf an verschiedenen Stellen auf, um gezielte Ausblicke freizugeben.

Im Haupthaus wurde mit authentischen, qualitätsvollen Materialien und traditioneller Handwerkskunst renoviert. Oberflächen, Farbkonzepte eingehend bemustert. Detailpflege und intensive Begleitung bei der Ausführung waren dabei unabdingbar.

Intensives Zusammenwirken mit der Denkmalpflege, dem archäologischen Dienst, den Nutzern und sorgfältigen Handwerkern hat aus dem Spannungsfeld zwischen hochwertiger, historischer Architektur, heutigen Nutzungsanforderungen und zeitgerechten Ergänzungen eine Symbiose ermöglicht, innerhalb derer jedes Element ehrlich und in respektvollem Dialog zu den anderen steht.